(Zeichnung: Gintaras Balionis)
Vorstellung | |
Interview mit Vladimir Tarasov | |
Die Inszenierung Don Giovanni am INTERSTUDIO | |
Chinese Project | |
Werksverzeichnis |
Bekanntgeworden ist er durch seine Arbeit im Ganelin-Chekasin-Tarasov-Trio; er veröffentlichte Soloprogramme (ATTO I ... VIII) und spielt neue Musik in Kammer- und Symphonierochestern; über Free Jazz und improvisierte Musik kam er zur modernen akademischen Musik und Ton-Installation.
Er spielte mit Andrew Cyrille, dem ROVA SAXOPHONE QUINTETT, Butch Morris und leitet nun das 'Lithuanian Art Orchestra'. Er komponiert Film- und Theatermusik (mit Alfred Schnittke), arangierte mit der Theater-Akademie INTERSTUDIO 'Don Giovanni' neu, lebt und arbeitet zusammen mit Freunden aus verschiedensten Kunstrichtungen.
Eine alte Freundschaft und Zusammenarbeit verbindet ihn mit Ilya Kabakov; eines ihrer gemeinsamen Projekte war der russische Pavillon auf der Biennale 1993 in Venedig, das nächste ist eine Installation im Landeskulturzentrum Salzau, Schleswig-Holstein (eröffnung 8. März 1996!). Ironie der Geschichte: beide sind Russen, aber Kabakov besitzt nun einen amerikanischen und Tarasov einen lithauischen Paß!
Im Herbst 1993 war er als Stipendiat auf die Stuttgarter Solitude eingeladen, im Moment ist er Gastdozent an der Columbia University, New York.
Heinz-Erich Gödecke lernte er 1992 auf dem 'Open Music-Festival' in St. Petersburg kennen und auf den Festivals in Arkhangelsk und Vilnius im Herbst 1992 traten sie zusammen zum ersten Mal auf. Inzwischen verbindet sie eine feste (Arbeits-)Freundschaft.
Vor zwei Jahren konnte ich ein längeres Interview mit ihm führen, das dann in der JazzThetik veröfentlicht wurde. Das erste Gespräch in Vilnius im Herbst 1993 anläßlich des dortigen Jazzfestivals führte zu einem stundenlangen Rundgespräch über zeitgenössische russische Kunst, die er in seiner Wohnung sammelt und lagert. Diesmal geht es um Musik.
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Das Theaterinstitut INTERSTUDIO in Carskoe Celo bei Petersburg unter der Leitung von Juri Sobolev, der zur ersten Generation der inoffiziellen Künstler Rußlands gehört und unter anderem auch den Film Die 634 Takte des Vladimir Tarasov gedreht hat, und Mikhail Khousid, einer der renommiertesten Theaterregisseure dort, besteht seit einigen Jahren und ist inzwischen als Ausbildungsstätte anerkannt. Im Herbst 1992 erarbeitete hier Vladimir Tarasov zusammen mit dem Ensemble eine neue Fassung des Don Juan.
Meterhohe, bewegliche Bühnenfiguren (von Galina Metelischenko), barocke Dekorationen und dann wieder eine auf das Format kleiner Marionetten reduzierte Spielhandlung, karge Bühnenästhetik und Formenüberschwang passen kongenial zur von Tarasov konzipierten Bühnenmusik. Ausschnitte aus Atto VIII werden versetzt mit Zitaten aus der Klassik. Dazwischen eingebettet die Mikro-Oper Eine Viertelstunde mit Don Juan, geschrieben vom neuseeländischen Komponisten Kit Powell und Interstudio zur Verfügung gestellt vom französischen Regisseur und Dramaturg André Benedetto, dem Leiter des Theaterfestivals in Avignon. Diese Inszenierung ist eine gelungene musikalische Umsetzung der Polystilistik nicht nur auf musikalischer Ebene. Nicht das zusammenhanglose Nebeneinander verschiedenster Stilmittel (Multi-Stilistik), sondern das gekonnte Zusammenfügen unterschiedlicher Versatzstücke (Polystilistik) führt zu einem imponierenden Ergebnis. Und es zeigt sich wieder einmal das große Talent Vladimir Tarasovs, seine Musik in einen Zusammenhang zu stellen. |
© Cornelie Müller-Gödecke, veröffentlicht in: JazzThetik, Zeitschrift für Jazz und Anderes, 11/93
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