Das Internationales Festival
KYKART- IV

Vom 18. bis zum 25. Juni 99 veranstaltet die Internationale Werkstatt des Theaters für Synthese und Animation INTERSTUDIO im Zapazdnoy Palast in Zarskoje Selo / St. Petersburg ihre vierte internationale Festivalbiennale KYKART. Auf dem Programm stehen Theaterstücke, Performances, Installationen, Ausstellungen, Videokunst und Konzerte. KYKART ist eine einzigartige Veranstaltung, die in der russischen Kunstszene nicht ihresgleichen findet. Das Festival wagt den Vorstoß in den Raum der Intertextualität, in ein Gebiet also, in dem die Grenzen zwischen dramaturgischem, Tanz- und Puppentheater, Musik, visueller Kunst, Tradition und Moderne aufgehoben sind.

Eine der Besonderheiten des KYKART-Festivals ist die Einladung von Theatern aus dem nahen Ausland - unter anderem aus Ländern, die noch vor kurzem zu denen des sog. sozialistischen Lagers zählten. Dazu gehören zum Beispiel das Ustgoroder Pantomimentheater Shest (Ukraine), das Theater auf Rädern aus Paneveshis (Litauen) und Tomas Ondruscheks exzentrisches Musik- und Performancetheater aus der Slowakei.

Die diesjährigen KYKART-Veranstaltungen sind eng mit dem kulturellen Leben der Orte St. Petersburg und Zarskoje Selo verbunden: Gleich zwei Festivale - KYKART und Solnzevorot (Sonnenwind) werden am 18. Juni auf dem Palastplatz eröffnet. Etliche Theaterstücke von zu KYKART eingeladenen Gruppen werden in Theatersälen St. Petersburgs aufgeführt (in Prijut Komedianta und im Offenen Theater).

KYKART- IV soll unter dem Zeichen gegenseitiger Toleranz und Zusammenarbeit in den verschiedenen Kunstbereichen stattfinden. Unter dem Dach des Zapasnoj Palastes bzw. der anderen Bühnen und Ausstellungsorte vereinigt es Musiker, Künstler und Schauspieler der traditionellen, klassischen Ausrichtung mit der Avantgarde des Theaters, der Musik und der visuellen Kunst.

Speziell für die Kinder in der Stadt wird es im Haus der schöpferischen Jugend in Zarskoje Selo Vorstellungen von Puppentheatern geben. Auf dem Plan stehen außerdem die Stücke "Sheherezade - meine Liebe" des Theaters Ognivo (Moskau) - eine hinreißende Puppen-Show für Erwachsene - und die Vorstellung des japanischen Butoh-Tänzers Tadashi Endo, Kara da Kara.

In Zarskoje Selo gibt das Theater Gun-go (St. Petersburg) eine Straßenvorführung. Dort wird auch die audiovisuelle Vorstellung "Morphologie des Feuers" von Pakito Infante und Anna Gorjunova (Moskau) stattfinden. Den Besuchern des Festivals ebenfalls vorgestellt werden zwei Stücke des INTERSTUDIO-Theaters: der avantgardistische "Woizeck" nach dem gleichnamigen Theaterstück Georg Büchners, der bereits mit Erfolg auf dem Podium-Festival in Moskau aufgeführt wurde, und das in St. Petersburg bereits populär gewordene "Nach Madrid, nach Madrid", eine schwarze Komödie nach Miljan.

Auch die neue Vorstellung des Schweizer Theaters Drift mit dem Titel "Die Spieler" verspricht sehr interessant zu werden. Sie wurde vor einigen Wochen in Zürich mit großem Erfolg uraufgeführt. Es handelt sich hierbei um ein Gemeinschaftsprojekt der hierzulande wohlbekannten Schweizer Tanzkünstler Peter Schelling, Beatrice Jaccard und Massimo Bertinelli und der russischen Schauspieler des INTERSTUDIO-Theaters Lana Baldanova und Slava Zubkov.

Traditionell stellt das KYKART-Festival seine Bühnen verschiedensten Tanztheatern zur Verfügung. Die "Akademie der Stille", "Iguana Dance" und "Waldhaus" aus St.Petersburg, "Plantage" aus Moskau, "Second Hand" aus Jaroslawl und andere Kollektive schaffen im Rahmen von KYKART eine Art Mini-Festival von Gruppen, die im Bereich von Tanzperformance und Kontaktimprovisation zusammenarbeiten.

In den Räumen des Zapasnoj Palastes in Zarskoje Selo wird sich die Ausstellung der visuellen Kunst entfalten. Hier wird man die Installationen der Schweizerinnen Amina Schenker und Mo Diener sowie die Arbeiten der jungen Hamburger Künstler Miron Schmückle und Ulrike Ettinger besichtigen können. Die aktuellen Moskauer Kunstströmungen werden unter anderem vertreten durch die Arbeiten Marina Pertschichinas, Igor Jogansons, der Gruppe "Totart" (N. Abalakova und A. Shigalov). Auch die durch ihre Ausstellungen in St. Petersburg und Moskau wohlbekannte Künstlergruppe des INTERSTUDIO wird im Zapasnoj Palastes ihre Installationen, Videofilme und Performances vorführen. Parallel dazu zeigt die St. Petersburger Galerie "Art Collegia" (Ligowskij 64) eine im Rahmen des Festivals stattfindende Ausstellung von Installationen, Objekten und Fotografien ihrer Künstler.

Von unglaublicher Vielfalt geprägt ist das musikalische Programm des Festivals. Das ironisch-bestaunenswerte "Vermiscelli-Orchester" als Vertreter der offenen Musik , das "Z - Ensemble", das Weltmusik in moderner Version darbietende Orchester "Bachadur", die Gruppe "Renaissance Wings" mit Kompositionen des Mittelalters auf authentischen Instrumenten, der virtuose Violincello-Improvisateur und Komponist Viktor Sobolenko sowie das Duo Vjatscheslav Gaivoronskij / Evelina Petrova repräsentieren die St.-Petersburger Musikszene. Aus Moskau werden der weltberühmte Waldhornist Arkadij Schilkloper, und Konstantin Adscheras Experimentalmusik-Trio "E 69" erwartet. Der Schweizer Pianist und Komponist John Wolff Brennan führt uns sein Programm "Wohlpräpariertes Klavier" vor und das "Neue Kunstensemble" (HXA - Lev Gutovskij und Sergej Belov) aus Tscheljabinsk ihr elektronisches Projekt "Übung für leeren Kopf", der bekannte Sänger und musikalische Leiter des INTERSTUDIO, Nikolai Jakimov wird gemeinsam mit Evgenija Loguinova seine "Lieder des Hauses Murusi" nach Gedichten Brodskijs vorstellen.

Wie bei allen Festivalen werden auch hier den spannendsten Teil des Programms die improvisierten Sessions ausmachen, das Aufeinandertreffen von Musikern, die miteinander die vielfältigsten Verbindungen eingehen, das Bilden neuer Gruppen, neuer Projekte. An diesen Sessions werden die meisten der angereisten Musiker teilnehmen. Zu ihnen wird sich der legendäre Archangelsker Saxophonist Vladimir Resitzkij gesellen. Vielleicht werden auch Meister Buto Tadashi Endo und andere Schauspieler an diesen Projekten teilnehmen.

Vor allem in diesen gemeinsamen Aktionen werden sich einige der Hauptaufgaben, die sich KYKART gestellt hat, erfüllen: Im Verlauf des Festivals soll es zur Ausarbeitung und praktischen Umsetzung einer Strategie gemeinsamen Schöpfertums von verschiedenen Ausrichtungen, Genres und Ansichten kommen, und neben der Präsentation des Existierenden soll eine neue Intertextualität, sollen synthetische Werke geschaffen werden.


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